zum Artikel: Finanzalchemie in der Kämmerei

Wir machen den Faktencheck:

Baukosten                                                                          2.200.000 €

Mietzahlungen 25 (Jahre) x 85.000 €                           2.125.000 €

d. h. nach 25 Jahren liegt die Restverschuldung bei 75.000 €, ohne dass auch nur ein Cent Zins gezahlt werden konnte. Hier könnte die Untersuchung schon enden.

 

Aber, mit welchem Zinssatz hat der Kämmerer gerechnet?


Zunächst muß es ein negativer Zinssatz sein, d. h. die Bank zahlt der Stadt Geld dafür, dass sie sich Geld leiht.

Dieser Zinssatz muß so bemessen sein, dass in 25 Jahren bei gleichmäßiger Tilgung von 85.000 € p. a. insgesamt 75.000 € an Zins verdient werden um die Restschuld tatsächlich zu tilgen.

12 x 13 + 1 = 157 x Jahreszins für 85.000 € = 75.000 €

75.000 € / 157 = 477,70 €       (-) 0,56 % p.a.

Werden die jährlichen Zinsen nicht angespart, sondern zusätzlich zur Tilgung eingesetzt genügt sogar ein leicht geringerer Zinssatz, aber negativ muß er schon sein.

In den Hochzeiten des Zinsverfalls hat die Stadt Darlehen zu (-) 0,11 % p.a. Zins bekommen.

Aber (-) 0,56 % p. a.?    Heute?

 

5 Bauausschussmitglieder und den Bürgermeister hat das Finanzierungskonzept des Kämmerers zumindest überzeugt.


zum Artikel: das neue Trau (rige) zimmer

Statt auf den freien, oft sonnenüberfluteten Rathausvorplatz zu schauen, geht der Blick aus den Fenstern in die dunkle Eingangshalle der Stadtverwaltung. Davor hat man sich hoffentlich auf die Sitzplatzverteilung geeinigt, denn vier sind einer zu viel in der ersten Stuhlreihe der Brauteltern hinter dem Paar.

Einige träumten von einem noch größeren Raum für den standesamtlichen Akt, gar mit Balkon. 

Daraus wurde nichts.

In Zeiten des Fachkräftemangels muß sich Alzenau ins Zeug legen, um Mitarbeiter beschäftigen zu dürfen. Ein insolvenzsicherer Arbeitsplatz, kostenlose Nutzung von Bädern und Stadtbibliothek, großzügige Möglichkeiten von home-office, Mitarbeiterzeitung, Betriebsfeste usw.

All das reicht offenbar nicht mehr aus.

Wie schrecklich muß das Arbeiten in der Verwaltung der Stadt Alzenau sein, dass all dies nötig ist, um Mitarbeitende zu finden? 

Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)

8 qm Bürogröße nach Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)? 

Das war einmal. 

Und ein abwechslungsreicher Blick nach draußen, wenn man mal zwischen all den drögen Verwaltungsakten die Gedanken schweifen lassen muß, darf wohl erwartet werden. Dass die Fenster geöffnet werden können, hat ein attraktiver Arbeitgeber zu bieten, merkte ein Stadtratsmitglied ausdrücklich an.

Was sind schon ein paar Minuten Trauungsakt in einem dunklen Raum im Vergleich zu einem mühsamen vollen Arbeitstag? 

Immerhin konnte der Stadtrat eine Trauung in einem Bahnhofshallen-Ambiente vor dem Kassenhäuschen gerade noch verhindern. Der neue „Trau-Raum“ erinnert stattdessen an den Bereich der Schließfächer zur Gepäckaufbewahrung, um im Bahnhofsbild zu bleiben. Schönen Dank auch.  

Leider verblasst die Freude an schönen neuen Büros meist sehr schnell. Welche Steigerung zur dringend notwendigen Mitarbeiter-Bindung ist dann noch möglich? 

Vielleicht könnte man die Bürger dazu bringen die Trauung künftig selbst, digital vorzunehmen. Oder man richtet ein Drive-in dafür auf dem freien Burggrundstück ein und nennt es wedding-chapel wie in Las Vegas.

Statistisch gesehen verblasst leider auch die Liebe viel zu oft. Eine von drei Ehen werden auf juristischem Wege beendet. Beim nächsten Mal kann man dann ein anderes Trau(riges)zimmer versuchen. 

Werbung ist dabei alles, wie das Main-Echo am 04.08.23 anmerkte.

Nicht 

„Heiraten im Flur“

sondern:

„Wer traut sich im Dark-Room?“

 

Man wird unweigerlich an das aktuelle Programm eines bekannten einheimischen Unterhaltungsduos erinnert:

„Geht‘s noch ?!“





Nicht gehaltene Haushaltsrede 2024 Alzenauer Bürger

 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
 
wir begrüßen es, dass sich die Fraktionen der Grünen und der SPD gegen ein „Weiter-so“ in der Haushaltspolitik ausgesprochen haben. Beide kritisieren, dass die Verwaltung ein seit Jahren fraktionsübergreifend gefordertes Organisationsgutachten nicht geliefert hat und so die Personalkosten mit über EUR 18 Mio. völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Die Leiterin des Personalwesens sieht die Ursache darin, dass mit dem nötigen Sparprozess bei den Personalkosten nicht schon vor fünf Jahren begonnen wurde. Vergleichbare Kommunen zahlen pro Kopf nur etwa 550 €, während Alzenau bald die 1.000 €-Grenze überschreitet.
 
Die SPD liegt richtig, wenn sie im Haushalt eine fehlende soziale Ausgewogenheit anprangert.
 
Die FWG resümiert zu Recht, dass Alzenau kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat, zieht aber leider die falschen Konsequenzen. Es genügt gerade nicht vom „Wir-Müssen-Sparen-Modus“ zum „Wir-Wollen-Sparen-Modus“ zu wechseln.
 
Gefordert ist der „Wir-Sparen-Modus“.
 
Stattdessen sind die zuletzt, im Gegensatz zu anderen Kommunen, sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen schon verfrühstückt, so dass die Alzenauer Gewerbetreibenden mit einem höheren Hebesatz dafür belohnt werden. Ist der Gewerbetreibende zusätzlich Grundbesitzer darf er auch noch höhere Grundsteuern zahlen.
 
Auch die Einnahmen aus dem Einkommensteueranteil der Alzenauer Bürger entwickelten sich erfreulicherweise stetig nach oben, auch wenn der Bürgermeister als Karlsteiner Bürger dazu keinen Beitrag leistet.
 
Dass die FDP die umfangreichen mehrtägigen Reiseaktivitäten (Israel, Berlin, Leipzig, Oberammergau usw.) des Bürgermeisters incl. Stadtbedienstete in der Entourage des Landrates kritisiert, unterstützen wir ausdrücklich. Allerdings sollte gerade die Rechnungsprüferin Ross und Reiter, also die für die Befüllung des Bürgermeister-social-media-accounts anfallenden Gesamtkosten, nennen.
 
Auch wir danken den Mitgliedern der FWF in den Ortsteilen für ihren ehrenamtlichen Einsatz, genauso wie wir das Engagement der vielen anderen Ehrenamtlichen in den Vereinen zu schätzen wissen. Wir befürchten aber, dass das seit 2017 geplante neue Feuerwehrhaus auch den neuen Termin des Spatenstichs 2025 nicht erleben wird, sondern weiterhin von anderen Wohlfühlprojekten, wie dem Rathausanbau, überholt wird. Einige Fraktionen weisen darauf hin, dass eine Strategie für unsere Stadt fehlt. Dem stimmen wir zu.
 
So wird auch weiterhin, trotz von der Stadtratsmehrheit geforderten modernen transparenten doppelten Buchführung, mit Hilfe der Kameralistik aus dem 18. Jahrhundert, die tatsächliche Lage der Stadt verschleiert.
 
Publikumswirksam sagt man eine Beteiligung am Windkraftprojekt Sülzer zu, ohne jedoch einen Gedanken darüber zu verschwenden, wie man die dafür nötigen Mittel von EUR 11 Mio. in 2026 aufbringen will. Da man sich gegenüber Dritten vertraglich verpflichtet hat seinen Anteil von 12,5 % zu leisten, wird es wohl wieder das Feuerwehrhaus treffen. Ein Glück, dass der ebenfalls jahrelang verschobene Faulturm schon begonnen wurde.
 
Woher man das Aufgeld von EUR 4 Mio. für das alte Wellpappengelände nehmen will, bleibt ein Geheimnis, nachdem die ursprünglich im Finanzplan enthaltene Ansparung von 4 x EUR 1 Mio., wie von Zauberhand, wieder verschwunden ist. Dafür übernimmt die Stadt großzügig die Erschließungskosten Marie-Curie-Str. von EUR 1,5 Mio. bei der größten Einzelinvestition der Alzenauer Geschichte.
 
Eine andere große Alzenauer Investition ist bis heute, 9 Jahre nachdem die Pforten der Landesgartenschau geschlossen wurden, immer noch nicht transparent abgerechnet. Es steht zu befürchten, dass dieses Geheimnis auch vor den nächsten Kommunalwahlen 2026 nicht gelüftet wird, um keinen Wählerzorn aus dem Umgang mit dem Vermögen Alzenauer Bürger entstehen zu lassen.
 
Der Kämmerer rechnet damit, dass im „ungünstigsten Fall“ die Gesamtverschuldung der Stadt schon Ende 2024 bei EUR 51 Mio. liegen könnte. Gemäß beschlossenem Finanzplan 2024-2027 muß die Verschuldung zur Finanzierung der darin aufgeführten Investitionen ab 2025 um weitere EUR 5,5 Mio. erhöht werden. Nach den Personalkosten und den Gewerbesteuereinnahmen der letzten Jahre ein weiterer Superlativ.
 
Und was sagt die stärkste Fraktion, die bis vor Kurzem mit dem Bürgermeister die Mehrheit im Stadtrat stellte und für all diese Entscheidungen verantwortlich ist?
Schuld sind immer die Anderen.
Der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, der Klimawandel und die vielen Kinder, die betreut werden wollen. So habe man sich sein Hobby „Kommunalpolitiker“ nicht vorgestellt.
 
Ironie des Schicksals ist es, dass wir darauf hoffen müssen, dass der Landrat den möglichen Verschuldungsanstieg im Jahr 2024 auf bis zu EUR 51 Mio., zuzüglich weiterer Schulden in den folgenden Jahren nicht genehmigt. Eben jener Landrat, der in seiner achtjährigen Amtszeit als Bürgermeister die Verschuldung unserer Stadt von EUR 21 Mio. auf EUR 45 Mio. hochgepeitscht hat, trotz schon damals überdurchschnittlich guter Einnahmen.
 
Daher lehnen wir Alzenauer Bürger den vorgelegten Haushaltsplan 2024 ab.
 
Statt auf dem wirtschaftlichen Irrweg, des immer weiter so, sofort umzukehren, wird ohne erkennbaren Sparwillen weiter die Einnahmenseite auf Kosten der Bürger strapaziert, um liebgewonnene Bequemlichkeiten in der Verwaltung fortzuführen.

Statt wie jedes andere Unternehmen in einer solchen Situation unverzüglich jede Stelle unter Effizienzgesichtspunkten auf den Prüfstand zu stellen, ist der Aufbau von weiteren 17 Stellen im Jahr 2024 und die Umwandlung von 2,6 Personalstellen in den Beamtenstatus geplant. Trotz seit Jahren nahezu gleichbleibender Bevölkerung von knapp unter 19.000 Einwohner braucht es keine hellseherischen Fähigkeiten, um Personalkosten von über 19.000 TEURO für 2025 zu prognostizieren. 
 
Leider lehrt die Erfahrung, dass notwendige Änderungen immer erst dann erfolgen, wenn man schmerzhaft gegen die sprichwörtliche Wand gefahren ist.
 
 
Alzenauer Bürger

Leserbrief Main Echo zum Thema: Alzenauer Geschichte im  Comic.

Beim Lesen des Artikels zog es meinen Blick reflexartig auf den Wandkalender. Hat die Lokalredaktion wieder einen Aprilscherz rausgehauen? Der Blick aus dem Fenster zeigte herbstliches Schmuddelwetter, statt Aprilsonne. Kein Aprilscherz. Mit Comics verbindet man ursprünglich Mickey-Mouse, Donald Duck oder Goofy (auch Jugendwort des Jahres). Oder natürlich Asterix und Obelix. Geographisch gäbe es Parallelen zum kleinen gallischen Dorf am nordwestlichen Rand im Reich des Cäsar Söder. Allerdings könnte auch Entenhausen beim alljährlichen Entenrennen der Stadt passen. Jüngere Leser verbinden vielleicht Superman, Batman oder Spiderman mit dem Begriff Comic oder Manga. Alzenauer Bürger sind schon gespannt, wer welche Heldenrolle bekommt. Comics und Aprilscherze haben gemeinsam, dass sie den Empfänger zum Schmunzeln und Lachen bringen sollen. Angesichts der dafür aufzuwendenden 45.000 EUR aus dem klammen Stadtsäckel vergeht einem allerdings das Lachen. Sprechblase: Krawumms!☠️!👊!🧨!😵‍💫?